Zum Inhalt springen

Orden

Unsere Karnevalsorden aus Keramik - Einzigartige Unikate aus dem weißen Gold des Westerwaldes

Erich Ludwig ist seit 1990 der „Ordensmacher“ von Stromberg

Stolz präsentiert Erich Ludwig "Die Gäs offm Brett"
Der Ehrenpreis des "Knelles" in Vollendung

Orden zu tragen, ist eine Ehre. Wer im Karneval mit einem Sessions-, Elferrats- oder gar Prinzenorden geehrt wird“, darf in stolz an seiner Brust tragen. Gibt es davon noch eine Steigerung? Ja, die gibt es! „Ein kleines karnevalistisches Dorf auf der Höhe, wo früher die Gäse grasten, macht die Orden zu etwas ganz Besonderem“. Das Kleeblatt besuchte „Ordensmacher“ Erich Ludwig, der hier seit 1990 die handgefertigten Keramikorden für die Gemeinschaft Stromberg Karneval 1995 e.V. herstellt, denn Karneval wurde hier bereits viel früher gefeiert und exzellent zelebriert. Die Orden aus Stromberg – wo man in der Session „Meck-meck“ ausruft – sind allesamt Einzelstücke, keiner ist wie der Andere, alle sind handgeformt und handbemalt. „Das macht die Orden einzigartig“, weiß auch Jörg Freisberg, der zweite Vorsitzende. Wer ihn also tragen darf, mag zu Recht stolz sein. Rund 250 Motto-Orden werden in der Session verliehen, sie alle entstehen in der Schulstraße 4 in Stromberg bei Erich Ludwig. Stolz präsentiert er die entsprechenden Formen, nicht nur für die Orden, sondern auch für den Ehrenpreis des „Knelles“, einem Clown als Büttenredner und der besonderen „Gäs offm Brett“, die ihm selbst zuletzt unter größter Geheimhaltung beim vorletzten Ordensempfang feierlich überreicht wurde. „Die bekommen nur Stroomer Karnevalisten, die sich ganz besonders hervorgetan haben“, weiß Jörg Freisberg. Die Tradition der keramischen Sessionsorden ist also seit dem Jahr 1975 ungebrochen. Ottmar Schöneberg, der heute den Entwurf nach dem Jahresmotto gestaltet und die Orden farblich gestaltet, und Erich Ludwig, der die Orden abformt und in seinem Keramikstudio brennt, sind damit die Väter der Orden und sind beiden im Elferrat aktiv. Von der freigegebenen Entwurfszeichnung wird ein Positiv-Modell erstellt. Hieraus ergeben sich zahlreiche Negativformen, die mit dem „weißen Gold des Westerwaldes“ ausgefüllt werden. Geschickt löst Erich Ludwig den Orden dann mit einer schnell geformten Tonkugel aus seiner Gipsform. Dann ist er bereit zum Brennen. In die weichen Tonorden werden mit einem Bohrer Löcher gedreht, die später die grün-weiße Korden zum Tragen aufnehmen.

Nach dem Trocknen geht es auf die Drehscheibe, wo die Ordensrückseite blank geschliffen wird. Es folgt die „Lackierung“ mit einer schwarzen Glasur, die dann verwischt wird, damit später nur tieger liegende Teile hervorgehoben werden. Dann folgt die Lackierung mit einer transparenten Glasur. Dann können die Orden vor Ort im Brennofen bei 1250 Grad Celsius gebrannt werden, etwa zwölf Stunden lang. Nun werden alle Orden handbemalt mit Spezialfarben, mit denen mal alle Farbnuancen erreichen kann. Ein weiterer Brand fixiert die Farben bei etwa über 600 Grad. Erich Ludwig ist Perfektionist und prüft alle 250 Orden nochmal genau. Nun erfolgen Filzpunkte auf der Rückseite, um die Uniform nicht zu beschädigen. Natürlich wird auch die Umhängekordel in den Vereinsfarben grün und weiß noch angeknotet. Der Höhenstadtteil Bendorfs hat eben immer eine Besonderheit parat. Hinter einem auf der Töpferscheibe gedrehten Büttenfass mit Grundplatte steht der bunte Clown, den man in Stromberg „Knelles“ nennt. Er ist, mit dem Gäsekopf auf der Vorderseite eines der seltenen Ehrenzeichen aus Stromberg. Die höchste Auszeichnung ist die „Gäs offm Brett“, die Erich Ludwig unvermittelt – mit größter Geheimhaltung seiner Kollegen – selbst schon in Empfang nehmen konnte. In seiner Werkstatt zeigt er uns die aufwändige Form. Die Beine werden voll ausgeformt, Kopf und Körper mit flüssigem Ton gegossen, gebrannt, zusammengesetzt, bemalt und dann überreicht. Erich Ludwig liebt den Ton, liebt seine Arbeit, den Karneval und ist für den Ort „durch und durch“ infiziert. Neben Orden und Ehrenzeichen modelliert er Tonkrüge, Gartenkeramik, Krippenfiguren, Teller und vieles mehr. Einmal Künster – immer Künstler. Und ein sympathischer dazu.

 

Veröffentlicht von Peter Siebenmorgen im Kleeblatt 2021